Legenden Bräuche, Kuriosa
Ungewöhnliches vom Jakobsweg
Legenden


Das Hühnerwunder
Eine Familie befand sich im 14. Jahrhundert auf dem Pilgerweg nach Santiago. In Santo Domingo de la Calzada versuchte eine Magd vom Wirtshaus den Sohn der Familie zu verführen. Dieser wies sie jedoch zurück. Darauf rächte sie sich, indem sie einen Silberbecher in sein Gepäck schmuggelte, um ihn am nächsten Morgen des Diebstahls zu bezichtigten.
Der junge Mann wird in Haft genommen und aufgehängt. Die Eltern setzen die Reise fort. Doch plötzlich hören sie seine Stimme, er hänge zwar am Galgen, lebe aber noch. Der Heilige Jakobus halte ihn an den Beinen fest ...
Darauf hin eilen die Eltern sogleich zum Richter. Der verspeist im Wirtshaus gerade ein Huhn und einen Hahn. Auf die Mitteilung der Eltern, dass ihr Sohn noch lebe, lachte er nur herzhaft und tat die abfällige Bemerkung, ihr Sohn sei genauso lebendig wie die beiden Vögel auf seinem Teller.
Kaum jedoch hatte er dies gesagt, wuchs den Hühnern neues Gefieder und sie flogen davon. Damit war die Unschuld des Sohnes bewiesen.
Die Brücke von Hospital de Orbigo
Viele Legenden ranken sich allein um diese Brücke im Verlauf des Pilgerweges vor Hospital de Orbigo.
Einmal heißt es, sie wäre so lang, weil schon so viel Blut darunter fließen musste.
Ein anderes Mal erzählt man vom Ritter Suero de Quinones aus Leon, der hier 1434 dreihundert Lanzen brechen musste für die Liebe einer Dame.
Den Einwohnern vom Städtchen ist das Anlaß genug, jedes Jahr im Angedenken an die historischen Ereignisse Ritterspiele zu veranstalten.
Kuriosa am Wegesrand
Das folgende Bild zeigt die Templer-Herberge von Manjarin. Sie ist Kult auf dem Weg. Der Herbergsvater Tomas sieht sich in der Nachfolge der legendären Tempelritter. Seine spartanische Herberge ist nur für hartgesottene Pilger geeignet, die über einen warmen Schlafsack verfügen. Hinter all dem steckt eine Lebensphilosophie. Auch wenn Du dort vielleicht nicht übernachten möchtest, geh nicht achtlos daran vorbei. Nimm Dir Zeit für ein Gespräch. Wenn Du Glück hast brutzelt frisches Fleisch auf dem Grill, und das Kaffeewasser dampft. Ein kurioser Wegweiser zeigt die Entfernungen zu allen bedeutenden Städten dieser Welt. Normalerweise schlägt Tomas ein silberhelles Glöckchen, sobald ein Pilger bei ihm vorüberzieht ...
Brauch über Generationen
Das Cruz de Hierro. Der Abschnitt des Pilgerweges von Rabanal de Camino über das Geisterdorf Foncebadon bis zum Cruz de Hierro gehört zu den gefürchtetsten Teilstrecken des ganzen französischen Weges. Schuld daran trägt wohl der beständige steile Anstieg, der die Kräfte raubt. Das Cruz de Hierro selbst ist nicht einmal besonders groß. Beeindruckend ist wohl vor allem der riesige Steinhaufen, der nur von den Pilgern angehäuft wurde. In ihm steckt ein gewaltiger Baumstamm, an dessen oberem Ende sich das eigentliche Kreuz aus Eisen befindet. Die unzählig vielen Steine sind hierher gelangt aufgrund eines Brauches, der eigentlich heidnischen Ursprungs war. Jeder Pilger, der hier vorüberging, brachte einen Stein mit und legte ihn hier ab. Die Steine waren besprochen, bemalt, beschriftet, geweiht mit den Wünschen der Pilger.
Dieser Ort ist mystisch; kaum einer kann sich dieser Wirkung entziehen ...
"Viele haben seit längerem oder von Beginn des Weges an einen Stein im Gepäck, um ihn schließlich am Cruz de Hierro traditionsgemäß niederzulegen. Ich nehme erst jetzt unterwegs einen kleinen Stein auf, der mir gefällt. Er liegt glatt und angenehm in meiner Hand. Ich bilde mir ein, daß meine Kraft jetzt in ihn fließt und bespreche ihn mit all meinen guten Wünschen. Ein Heide, denke ich, darf das, zumal ja das Niederlegen von Steinen an markanten Punkten eher eine keltische oder römische Tradition war als eine christliche."
(Aus meinem Buch "Ein Heide auf dem Jakobsweg")
Die Brücke von Hospital de Orbigo
Kuriosa am Wegesrand